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A review by juli_mod
September by Rosamunde Pilcher
4.0
Stell dir vor, du möchtest ein Eis, doch außer Rum-Traube-Nuss gibt es gerade nichts. Na gut, denkst du - eigentlich nicht mein Geschmack, aber was soll’s. Und einmal abgesehen von den vertrockneten Weintrauben schmeckt es sogar irgendwie ganz gut. Du hast sogar das Gefühl, dass dich die Rumnote etwas berauscht. Am Ende hast du die ganze Eispackung aufgegessen und Bauchweh und bist seltsam zufrieden von dieser Erfahrung. Genauso war nun mein Rosamunde-Pilcher-Leseerlebnis.
Dieser Roman ist hardcore Eskapismus inklusive Schottlandfantasien und wirkt wie eine Zeitreise. Warum dieser Roman trotz der kaum auszuhaltenden Geschlechterrollen für mich trotzdem funktioniert sind die Figuren der schottischen Dorfidylle. Sie sind einnehmend, irgendwie mehrdimensional und liebenswürdig (bis auf Edmund - für mich der Bösewicht des Buches, Team melancholischer Amerikaner). Ich habe mich für sie interessiert und das obwohl die seltsamsten literarischen Dinge passiert sind: die Figuren befinden sich in einem Dialog und plötzlich wird jemand an etwas längst Vergessenes erinnert und diese Erinnerung unterbricht das Gespräch für mehrere Seiten und danach wird es einfach wieder aufgenommen- und das war okay, sogar unterhaltsam.
Ingesamt durchaus eine Lesereise wert, vor allem wenn einem die Gegenwart auf den Kopf fällt oder man mal wie ein Konservativer denken möchte.
„Ihr kam, nicht zum erstenmal, voller Trübsinn zu Bewusstsein, dass um so mehr zu tun war, je älter man wurde und die Zeit immer schneller dahinraste; die Monate drängten einander ungestüm aus dem Weg, und die Jahre glitten vom Kalender in die Vergangenheit.“
Sie war nicht nur gemütlich, sondern auch dick, hatte weißes Haar und rosige Wangen und wirkte appetitlich wie ein frisch gebackenes Törtchen.“
(Puh, die Beschreibungen von Frauen und Männern in diesem Buch!! Dick oder hässlich bedeutet fast immer: niedere Klasse oder böse Gesinnung. Und die anderen Frauen: wunderschön, tolle Haare, elegant etc. - Man könnte ein ganzes Seminar zur äußeren Figurendarstellung und warum diese problematisch ist veranstalten.)
„Wir leben in der Gegenwart, man nennt Ehebruch nicht mehr Ehebruch, sondern außereheliche Sexualität.“
„Ihr Liebhaber, ein Wort voller Bedeutungsschattierungen. Erneut erforschte sie ihr Gewissen auf der Suche nach dem Bedauern, das von ihr erwartet wurde, fand aber nicht als eine Art Gewissheit, eine tröstliche Kraft, als habe ihr Conrad eine Art zweiter Möglichkeit verschafft, einen erneuten Geschmack der Jugend, eine gänzlich neue Freiheit - was auch immer.“
Dieser Roman ist hardcore Eskapismus inklusive Schottlandfantasien und wirkt wie eine Zeitreise. Warum dieser Roman trotz der kaum auszuhaltenden Geschlechterrollen für mich trotzdem funktioniert sind die Figuren der schottischen Dorfidylle. Sie sind einnehmend, irgendwie mehrdimensional und liebenswürdig (bis auf Edmund - für mich der Bösewicht des Buches, Team melancholischer Amerikaner). Ich habe mich für sie interessiert und das obwohl die seltsamsten literarischen Dinge passiert sind: die Figuren befinden sich in einem Dialog und plötzlich wird jemand an etwas längst Vergessenes erinnert und diese Erinnerung unterbricht das Gespräch für mehrere Seiten und danach wird es einfach wieder aufgenommen- und das war okay, sogar unterhaltsam.
Ingesamt durchaus eine Lesereise wert, vor allem wenn einem die Gegenwart auf den Kopf fällt oder man mal wie ein Konservativer denken möchte.
„Ihr kam, nicht zum erstenmal, voller Trübsinn zu Bewusstsein, dass um so mehr zu tun war, je älter man wurde und die Zeit immer schneller dahinraste; die Monate drängten einander ungestüm aus dem Weg, und die Jahre glitten vom Kalender in die Vergangenheit.“
Sie war nicht nur gemütlich, sondern auch dick, hatte weißes Haar und rosige Wangen und wirkte appetitlich wie ein frisch gebackenes Törtchen.“
(Puh, die Beschreibungen von Frauen und Männern in diesem Buch!! Dick oder hässlich bedeutet fast immer: niedere Klasse oder böse Gesinnung. Und die anderen Frauen: wunderschön, tolle Haare, elegant etc. - Man könnte ein ganzes Seminar zur äußeren Figurendarstellung und warum diese problematisch ist veranstalten.)
„Wir leben in der Gegenwart, man nennt Ehebruch nicht mehr Ehebruch, sondern außereheliche Sexualität.“
„Ihr Liebhaber, ein Wort voller Bedeutungsschattierungen. Erneut erforschte sie ihr Gewissen auf der Suche nach dem Bedauern, das von ihr erwartet wurde, fand aber nicht als eine Art Gewissheit, eine tröstliche Kraft, als habe ihr Conrad eine Art zweiter Möglichkeit verschafft, einen erneuten Geschmack der Jugend, eine gänzlich neue Freiheit - was auch immer.“