A review by jonaske
Medea. Stimmen by Christa Wolf

4.5

Das Buch bietet eine neue Sicht auf die antike Figur Medea, indem die Autorin sie nicht als Kindsmörderin, sondern als Opfer einer ungerechten, patriarchalen Gesellschaft darstellt. Durch die wechselnden Perspektiven der Figuren wird deutlich, wie Vorurteile und Machtstrukturen das Bild von Medea verzerren.
Die verschiedenen Stimmen der Charaktere sind gut herausgearbeitet, was den Roman spannend und vielschichtig macht. Allerdings ist die Sprache manchmal etwas schwer zugänglich, was den Lesefluss hemmen kann. Trotzdem ist es ein lesenswerter Roman, der zum Nachdenken über Schuld, Wahrheit und Macht anregt.
Natürlich muss man sich im klaren sein, dass dieses Buch im antiken Griechenland spielt, das Setting muss einem natürlich auch ein wenig zusagen.
Außerdem gibt es keine klare wörtliche Rede und die einzelnen Perspektiven sind natürlich sehr einseitig, was mich anfangs etwas daran hinderte sehr gut reinzukommen, allerdings hat sich das auch einigermaßen schnell gelegt.
Gleichzeitig bieten eben diese verschiedenen Perspektiven viel Möglichkeit zum nachdenken. Sie zwingt den Lesende, gängige Vorurteile zu hinterfragen und sich intensiv mit der Frage nach Wahrheit und Lüge auseinanderzusetzen.