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A review by marleysclassics
Das Trio by Johanna Hedman
emotional
reflective
sad
medium-paced
- Plot- or character-driven? A mix
- Strong character development? It's complicated
- Loveable characters? It's complicated
- Diverse cast of characters? N/A
- Flaws of characters a main focus? Yes
4.25
Musikalisch würde ich diesen Roman als eine Mischung aus Nothing Matters von The Last Dinner Party und dem gesamten if i could make it go quiet Album von girl in red beschreiben. Immerhin hat die Geschichte von Thora, Hugo und August in meinen Augen (oder Ohren) viel Musikalisches: Das fließend Emotionale, das zugleich ohne klare Aussage bleibt und genau in diese Stelle zwischen Herz und Kopf trifft. Das mag überpoetisiert sein, "Das Trio" ist es aber garantiert nicht – und bringt dabei so Einiges rüber.
Johanna Hedman schreibt ihre Figuren auf eine empfindliche Weise. Es geht – zumindest habe ich das herausgelesen – viel um Wahrnehmung, oder eben darum, nicht wahrnehmen zu wollen. Das bezieht sich auf die „Außenwelt“ – auf die Gesellschaft oder auf die Menschen um einen herum -, aber natürlich auch auf das eigene Innere, das eigene Leben. Bei einem Roman, der zugleich das Aufwachsen und das Erwachsensein beschreibt, passt diese Thematik. Sie zieht sich durch verschiedenste Aspekte der Geschichte, die Charaktere natürlich ganz vorne dabei.
Besonders spannend ist nämlich, dass wir das Ganze aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt bekommen, aus der von Thora und Hugo. August sehen wir immer nur von außen, und dennoch scheint er im Zentrum des Trios zu stehen. Er ist eine leuchtende Persönlichkeit und könnte doch gleichzeitig eine Art Geist sein. Über die anderen beiden wissen wir mehr Details, mehr Hintergrundinformationen und Gedankengänge. Vor allem aber erfahren wir mehr über ihre Art, die Welt wahrzunehmen, sie auszublenden oder sie sehnlichst erleben, lernen zu wollen. Das macht sie nicht zwingend sympathisch, aber genau das ist das Faszinierende an der Dynamik, die "Das Trio" beschreibt: Wie zwischenmenschliche Beziehungen von etwas geleitet werden können, das mit Sympathie oder Antipathie wenig zu tun hat. Dass sie tief bewegen und dabei auch zerbrechlich sein können, einer Zerreisprobe nicht immer standhalten.
Davon gibt es im Leben bekanntlich viele, egal ob für einen Künstler aus einfachen Verhältnissen, der seine Leidenschaft kapitalisieren muss, um Geld zu verdienen, oder für eine privilegierte Frau auf dem Weg zur Anwältin, die abends Vorlesungen über Literatur besucht. Diese Proben können radikale Ortwechsel sein, spätabendliche Diskussionen, eine schleichende Distanzierung oder ein Buch im Mülleimer. Sie sind manchmal bewusst, treffen auf Widerstand oder eben nicht; manchmal ziehen sie vorbei, ohne dass die Figuren oder die Lesenden etwas davon bemerken, und verändern die Luft doch nachklingend.
Dass einfache Worte, simpelste Sätze und Gedanken diese Luft so sensibel wiedergeben können, finde ich weiterhin faszinierend. Besonders, weil sie die gleiche Ambivalenz zeigen wie die Charaktere auch. Durchdringende Ehrlichkeit auf der einen, vage Gedämpftheit auf der anderen Seite. Eine nüchterne Oberfläche, unter der es schlummert oder brodelt. Wenige Wörter, die einerseits unfassbar viel ausdrücken können, und andererseits nichts weiter ausdrücken wollen als das, was da steht. Das trifft dann gerne genau diese Stelle im Herzen oder im Denken oder in der eigenen Erfahrung, die man noch nicht auszudrücken, von deren Existenz man vielleicht nicht einmal wusste. Und genau das ist ja, was Bücher so genial macht, oder nicht? Besonders dann, wenn die Worte, die die Lesenden wie die Figuren berühren, so urteilsfrei und zartfühlend, aber ehrlich gewählt werden.
Jedenfalls hat "Das Trio" etwas Bruchstückhaftes. Das Buch ist das Fragment einer Geschichte, dreier Leben. Besonders der Prolog und Epilog (oder den Anfang und das Ende, die ich so bezeichnen würde), die zwar abrundend wirken könnten, tun eben das nicht. Sie machen die Risse, die innerhalb einer Lebensgeschichte, innerhalb einer Person oder eines Trios entstehen können, nur schwerwiegender, zeigen ihre Profanität auf. Gleichzeitig versäumt der Text nicht, auf das Weiter hinzuweisen, auf das immer Neue und Junge und Freie.
Mein Fazit:
"Das Trio" ist ein Roman, an den ich auch Monate nach dem Lesen noch hin und wieder zurückdenke. Vor allem aber bin ich dann sofort wieder dort, in Stockholm, in Paris, in New York, mit drei jungen Menschen, die sich zugleich durchscheinend fremd und unglaublich nah anfühlen. Obwohl mir dieses Bedeutungsschwangere manchmal zu viel wurde, nicht immer etwas passiert, und die Handlung somit durchaus anfällig für kleine Längen ist, funktioniert es die meiste Zeit über und nimmt die Lesenden mit in eine Gegenwart, einen Sommer oder Winter, die einsamer und mitreißender kaum sein könnten.
Johanna Hedman schreibt ihre Figuren auf eine empfindliche Weise. Es geht – zumindest habe ich das herausgelesen – viel um Wahrnehmung, oder eben darum, nicht wahrnehmen zu wollen. Das bezieht sich auf die „Außenwelt“ – auf die Gesellschaft oder auf die Menschen um einen herum -, aber natürlich auch auf das eigene Innere, das eigene Leben. Bei einem Roman, der zugleich das Aufwachsen und das Erwachsensein beschreibt, passt diese Thematik. Sie zieht sich durch verschiedenste Aspekte der Geschichte, die Charaktere natürlich ganz vorne dabei.
Besonders spannend ist nämlich, dass wir das Ganze aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt bekommen, aus der von Thora und Hugo. August sehen wir immer nur von außen, und dennoch scheint er im Zentrum des Trios zu stehen. Er ist eine leuchtende Persönlichkeit und könnte doch gleichzeitig eine Art Geist sein. Über die anderen beiden wissen wir mehr Details, mehr Hintergrundinformationen und Gedankengänge. Vor allem aber erfahren wir mehr über ihre Art, die Welt wahrzunehmen, sie auszublenden oder sie sehnlichst erleben, lernen zu wollen. Das macht sie nicht zwingend sympathisch, aber genau das ist das Faszinierende an der Dynamik, die "Das Trio" beschreibt: Wie zwischenmenschliche Beziehungen von etwas geleitet werden können, das mit Sympathie oder Antipathie wenig zu tun hat. Dass sie tief bewegen und dabei auch zerbrechlich sein können, einer Zerreisprobe nicht immer standhalten.
Davon gibt es im Leben bekanntlich viele, egal ob für einen Künstler aus einfachen Verhältnissen, der seine Leidenschaft kapitalisieren muss, um Geld zu verdienen, oder für eine privilegierte Frau auf dem Weg zur Anwältin, die abends Vorlesungen über Literatur besucht. Diese Proben können radikale Ortwechsel sein, spätabendliche Diskussionen, eine schleichende Distanzierung oder ein Buch im Mülleimer. Sie sind manchmal bewusst, treffen auf Widerstand oder eben nicht; manchmal ziehen sie vorbei, ohne dass die Figuren oder die Lesenden etwas davon bemerken, und verändern die Luft doch nachklingend.
Dass einfache Worte, simpelste Sätze und Gedanken diese Luft so sensibel wiedergeben können, finde ich weiterhin faszinierend. Besonders, weil sie die gleiche Ambivalenz zeigen wie die Charaktere auch. Durchdringende Ehrlichkeit auf der einen, vage Gedämpftheit auf der anderen Seite. Eine nüchterne Oberfläche, unter der es schlummert oder brodelt. Wenige Wörter, die einerseits unfassbar viel ausdrücken können, und andererseits nichts weiter ausdrücken wollen als das, was da steht. Das trifft dann gerne genau diese Stelle im Herzen oder im Denken oder in der eigenen Erfahrung, die man noch nicht auszudrücken, von deren Existenz man vielleicht nicht einmal wusste. Und genau das ist ja, was Bücher so genial macht, oder nicht? Besonders dann, wenn die Worte, die die Lesenden wie die Figuren berühren, so urteilsfrei und zartfühlend, aber ehrlich gewählt werden.
Jedenfalls hat "Das Trio" etwas Bruchstückhaftes. Das Buch ist das Fragment einer Geschichte, dreier Leben. Besonders der Prolog und Epilog (oder den Anfang und das Ende, die ich so bezeichnen würde), die zwar abrundend wirken könnten, tun eben das nicht. Sie machen die Risse, die innerhalb einer Lebensgeschichte, innerhalb einer Person oder eines Trios entstehen können, nur schwerwiegender, zeigen ihre Profanität auf. Gleichzeitig versäumt der Text nicht, auf das Weiter hinzuweisen, auf das immer Neue und Junge und Freie.
Mein Fazit:
"Das Trio" ist ein Roman, an den ich auch Monate nach dem Lesen noch hin und wieder zurückdenke. Vor allem aber bin ich dann sofort wieder dort, in Stockholm, in Paris, in New York, mit drei jungen Menschen, die sich zugleich durchscheinend fremd und unglaublich nah anfühlen. Obwohl mir dieses Bedeutungsschwangere manchmal zu viel wurde, nicht immer etwas passiert, und die Handlung somit durchaus anfällig für kleine Längen ist, funktioniert es die meiste Zeit über und nimmt die Lesenden mit in eine Gegenwart, einen Sommer oder Winter, die einsamer und mitreißender kaum sein könnten.