A review by marleysclassics
Das Schloss: Roman by Franz Kafka

challenging dark mysterious reflective slow-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? No
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.25

Niemand kann unausstehliche Figuren (und besonders Protagonisten, die irgendwie auch immer K. heißen) so gut schreiben wie Kafka. 
Allein deshalb, und weil "Das Schloss" einfach 400 Seiten - und das noch nicht mal abgeschlossen - von ergebnislosem Hin- und Hergerenne sowohl im physischen als auch im psychischen und sozialen Sinne ist, bei dem sich weder in Bezug auf die Charaktere noch auf die Handlung viel entwickelt, zieht sich das Ding doch seeehr.
Gepaart mit einem gekonnt überkomplizierten (aber doch überraschend leicht zu folgenden) Schreibstil, der dieses Sich-im-Kreis-Drehen auch sprachlich umsetzt, hat mich das Buch zum Teil an meine eigenen Gedankenspiralen erinnert, zum Teil wirkt es als Metapher für das Leben, für den Alltag, möglicherweise auch als realistisch-pessimistische Sicht auf die Entwicklung eines Menschen im Laufe des Lebens, die so vielleicht gar nicht stattfindet. 
Wenn man innerhalb dieser doch oft öden und profan wirkenden Erzählungen mal über das reflektiert, was man da gerade liest, wirken einige der beschriebenen Situationen dann aber doch absurd, um nicht zu sagen kafkaesk (sorry, musste sein) (Beispiel: Halb-Deliriumsgespräch zwischen einem Beamten und dem Protagonisten, die in einem Bett liegen, der eine hat den Fuß des anderen in der Hand, während besagter anderer seitenlang rein hypothetische bürokratische Szenarien herbeiphilosophiert ...  interessante Umsetzung des Only-one-bed-Tropes auf jeden Fall)
P.S.: Ich wusste, dass Das Schloss ein Romanfragment ist, aber wieso endet es mitten im Satz??