marleysclassics's reviews
282 reviews

Buddenbrooks: Verfall einer Familie by Thomas Mann

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challenging emotional funny informative reflective sad slow-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? It's complicated
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.5

Die ersten 50 Seiten waren ein Krampf, aber dann, wenn man sich an den zwar anspruchsvollen, dafür aber auch sehr detailreichen und bildlichen Schreibstil gewöhnt hat, nimmt Thomas Manns erster (!!) Roman so richtig mit. Es wird die Geschichte von vier Generationen und so einigen Menschen erzählt, und doch hat man zu jedem eine gewisse Bindung. Fast niemanden kann man wirklich und uneingeschränkt leiden, und doch fühlt man eigentlich mit allen mit. Besonders Tonys und Hannos Geschichten haben mich dabei sehr berührt, und die menschliche Nähe, mit der Thomas Mann sie und die übrigen Figuren beschreibt, lässt keinen Zweifel daran, wieso Buddenbrooks ein Klassiker ist. Denn obwohl einerseits ein hervorragender Einblick ins Deutschland des 19. Jahrhunderts und seine gesellschaftlichen Entwicklungen gegeben wird, sind die Menschen, Gefühle und auch der Humor zeitlos. Genau wie in der Mischung aus Vergangenem und Gegenwärtigem, schafft der Autor auch in der aus Satire und Tragik das perfekte Gleichgewicht. Manns Lektor meinte wohl: "Ich bewundere es, dass der Zug zum Satirischen und Grotesken die epische Form nicht nur nicht stört, sondern sogar unterstützt" und dem kann ich nur zustimmen. Einzig bemerkt man die Sichtweisen des Schriftstellers (die natürlich auch auf der Zeit beruhen, aber dennoch) manchmal doch, insbesondere in Bezug auf Frauen, obwohl sie im Kontext dieser Geschichte nur wenig Sinn ergeben: Da erschafft dieser Typ eine Palette an vielschichtigen, emotions- und geistesstarken Figuren verschiedener Geschlechter, Antonie Buddenbrook ganz vorn - und dann spricht er weiblichen Wesen alle hundert Seiten in einem Nebensatz wieder jegliche tiefergehende Intelligenz ab.
Alles in allem hat mich Buddenbrooks: Verfall einer Familie aber doch absolut begeistert, und ich bin der Meinung, es hat keine Seite zu viel. Denn fehlten die genauesten Beschreibungen von Schnurrbärten, Lateinstunden und Tonfällen, wie sie hier so zahlreich aufzufinden sind, so fehlte dem Charakter des Buches etwas. Und letztlich ergibt sich auch hier eine gute Balance zwischen langgezogenen Beschreibungen einzelner Szenen, und Raffungen, die mehrere Jahre in ein paar Sätzen zusammenfassen, um Langeweile gekonnt vorzubeugen.
Wuthering Heights by Emily Brontë

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adventurous challenging dark emotional mysterious reflective sad tense medium-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? No
  • Diverse cast of characters? It's complicated
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.0

I really don‘t get how anyone could read this novel and see in it only the romance. I approached the book with these kinds of expectation, and was at first slightly worried I would dislike the whole thing, simply because the “romance“ is no (central) aspect of the story until the climax/catastrophe which contains these extreme, impressive, yet also disturbing love confessions. Don‘t get me wrong, I loved this aspect, but not in terms of a beautiful love story, but as another aspect of a novel full of violence and aggression as well as a whole lot of other emotions, conflicts, themes. 
I don‘t want to continue displaying my amateurish ideas, I can happily leave that to Pauline Nestor (and Lucasta Miller) who edited this edition and hence wrote the reflective, intriguing and interesting introduction. 
Fabian. Die Geschichte eines Moralisten by Erich Kästner

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dark emotional funny reflective sad fast-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? It's complicated
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? It's complicated
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.0

Ein zugleich humorvolles und niederschmetterndes, satirisch-nüchternes und emotional nahegehendes Buch - und das auf nicht einmal 200 Seite . Fabian selbst ist nicht unbedingt sympathisch, aber man identifiziert sich trotzdem mit ihm. Ich hatte durch die wohl alltagsnahe Sprache ein paar Probleme, alles zu verstehen, wurde aber auch ins Berlin der 1920er/30er zurückversetzt. Zugleich zeigt Kästner auf, was für einen universellen Charakter eine Geschichte haben kann; wie "zeitgemäß" und "aktuell" sich über 100 Jahre (und vermutlich noch viel länger) erstrecken können.
Der Distelfink by Donna Tartt

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challenging dark emotional inspiring reflective sad tense slow-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? It's complicated
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.5

Ich liebe Donna Tartt. Die Art, wie sie schreibt, ist unverkennbar, und das, obwohl ich eines ihrer Bücher auf Englisch, und dieses ins Deutsche übersetzt gelesen habe (danke, Rainer Schmidt und Kristian Lutze, ihr habt das toll übertragen 😌).
Wie auch in "Die Geheime Geschichte" gibt es in "Der Distelfink" ein paar Längen. Das lässt sich bei einem 1000-Seiten-Buch wohl kaum vermeiden. Alles in allem hat mich diese Geschichte aber durchweg gefesselt. Die Wortwahl, die Handlung - die zugleich tragisch, spannend, chaotisch und spektakulär, aber auch alltäglich, wohl drapiert und fließend vonstatten geht -, und vor allem die Figuren. Theo ist kein sympathischer Charakter, kaum jemand hier ist es. Aber irgendwie doch. Immerhin schreibt Donna Tartt hier über den Humanismus, über den Menschen (wie schon in "Die Geheime Geschichte", jedoch auf eine ganz andere Weise). Da ist es kein Wunder, dass diese 1022 Seiten das Menschliche in all diesen Personen hervorbringen. 
Ich bin nicht ganz sicher, wie ich das Ende finde. Einerseits bin ich froh, eine Art Happy End zu finden. Theo hat es sich verdient. (Irgendwie hätte das jede*r, was zum Thema des Buches passt.) Andererseits wirkt es natürlich schon etwas idealisiert, etwas gewollt literarisch, und etwas so, wie man es in jedem zweiten Buch liest, à la: "Epilog: Und dann geht alles wieder bergauf, es ist ein Prozess, doch alles fügt sich". So ganz tut Donna Tartt das aber nicht, zum Glück. Und bei dem Teil, bei dem sie es tut, kann man vielleicht auch eine Ebene darüber sehen. Wie genau die aussieht, weiß ich nun auch nicht so genau, bei mir ist dieses Bild noch etwas verschwommen. 😄
A Room of One's Own by Virginia Woolf

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challenging hopeful informative inspiring reflective medium-paced

4.0

This was my first experience reading Virginia Woolf, and I was not disappointed. She writes deeply emotional and highly educational, in a personal as well as objective way. This makes A Room of One‘s Own a great mix of argumentation and literature. Some passages are rather hard to understand, which is partly because of the people she referenced and that I have never heard of, partly because her thought processes seem very complex (which obviously isn‘t a bad thing, but it does make the reading experience more difficult). I also couldn‘t agree with everything she says, and some of the statements definitely come from 1928. At the same time, most of what Virginia Woolf wrote almost a hundred years ago is still relevant today. Some of it is widely known now, so it might not seem very important. Yet I found it quite impressing that she already wrote this when it definitely wasn‘t the general consent. Furthermore, there are passages that express thought and feelings about women and fiction, that I‘ve never read being expressed so truly and pointedly. I‘m sure that this will not be my last book of hers. 
Die Verwandlung by Franz Kafka

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dark emotional reflective sad medium-paced
  • Plot- or character-driven? A mix
  • Strong character development? Yes
  • Loveable characters? It's complicated
  • Diverse cast of characters? No
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.5

Das unglaubliche Leben des Wallace Price by TJ Klune

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emotional funny hopeful inspiring lighthearted reflective sad medium-paced
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  • Strong character development? Yes
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  • Flaws of characters a main focus? Yes

3.5

Vor mittlerweile zwei Jahren habe ich mein erstes, und wohl auch das bekannteste Buch von T. J. Klune gelesen. Mr. Parnassus' Heim für magisch Begabte überzeugt vor allem durch die Vielzahl an bunten und liebenswerten Figuren. Auch in Das unglaubliche Leben das Wallace Price mangelt es an ihnen nicht. Denn obwohl Wallace zu Beginn absolut unausstehlich ist, handelt der Roman von einer Charakterentwicklung, durch die er zu sich, zu Anderen, zur Welt findet. Im Laufe der Geschichte arbeitet er sein Leben auf, erlernt Empathie neu, und er knüpft Freundschaften (oder sogar etwas mehr) mit denen um sich herum.
Viel anderes bleibt ihm auch gar nicht übrig. Denn wenn man mit Nelson (mit einem Gehstock bewaffneter und höchst selbstbewusster Gespenstergroßvater), Apollo (Nähe suchender Schlabberhund), Mei (frisch gebackene Fährfrau mit schrecklichem Musikgeschmack) und Hugo (geduldiger Fährmann und Teeexperte mit einer eigenartigen Anziehungskraft auf Wallace) zusammenlebt, kann man trotz gewissen Startschwierigkeiten gar nicht anders. Natürlich merkt man, was T. J. Klune bezwecken will. Der Zuneigung, die man dieser Familie gegenüber empfindet, konnte ich mich deshalb aber nicht erwehren – und das möchte ich auch gar nicht.
An manch anderer Stelle ist mir die Message des Ganzen aber doch etwas zu doll geworden. Das Leben, der Tod, das Leben nach dem Tod: Das sind natürlich alles riesige und gewichtige Themen. Da kann es passieren, dass die Moral hinter der Geschichte ein wenig idealisierend wirkt. Dieser Kritikpunkt ist allerdings nur sehr klein, denn der Autor hat auf jeden Fall versucht, ein umfassendes Bild von all diesen großen Themen und Gefühlen zu malen. Neben den Hauptcharakteren, von denen ich bereits geschwärmt habe, kommen nämlich verschiedenste Gäst*innen in Charons Fähre (die Teestube). An einzelnen Personen werden verschiedene Schicksale, verschiedene Arten zu sterben, zu trauern und zu leben, aufgezeigt. Dieser Ansatz ist wirklich schön und sorgt für etwas, das ich idealisierte Authentizität nennen würde.
Andererseits wirkt die Handlung so etwas zusammengeschnipstelt. Sie ist allgemein eher ruhig, beschränkt sich aus weltenaufbautechnischen Gründen zumeist auf die Teestube. Das schafft an einzelnen Stellen Längen. Da sie sich aus so vielen Geschichten unterschiedlicher Menschen zusammensetzt, die aber doch irgendwie mit Wallace verknüpft werden müssen, fehlt zudem manchmal der Zusammenhang. Auch das Ende wirkt in Bezug auf auf einen logischen Plot etwas mangelhaft.
Wiederum fällt es mir schwer, mir all diese Dinge anders zu wünschen. Denn wie erwähnt ist T. J. Klune ein Genie, wenn es darum geht, seinen Leser*innen Emotionen zu entlocken. Obwohl nicht viel passiert, und die schweren Thematiken auf liebe- und hoffnungsvolle Weise behandelt werden, habe ich die letzten 100 Seiten Tränen in den Augen gehabt.
Teilweise habe ich sie auch vergossen, und da ging es meistens um die Liebesgeschichte. Neben Wallace selbst, entwickelt sich nämlich auch zwischen ihm und Hugo etwas, und … Bei einer Lovestory zwischen zwei Menschen, die bereits durch ihre Form der Existenz getrennt sind, ist Herzschmerz doch bereits vorprogrammiert. Obwohl Wallace‘ Charakterentwicklung wie die Gesamthandlung nicht immer nachvollziehbar ist, wird aus ihm unvermeidlich eine liebenswerte Person. Hugo ist es von Anfang an, und auch er hat seine (Vor-)Geschichte. Mann muss ihn einfach ins Herz schließen. Ganz fest. Wenn sich also diese beiden ineinander verlieben – auch wenn es zum Glück nicht der Hauptplot ist (das wäre langweilig) -, dann berührt das einfach.
Klunes Schreibstil ist ebenso gemütvoll (ja, ich habe verzweifelt nach einem Synonym für „herzerwärmend“ gesucht) wie seine Figuren. Obwohl einfach zu lesen, strahlt er viel Charakter aus. Das liegt an der liebevollen Wortwahl, an den manchmal flachen, aber doch genialen Wortspielen (die meistens von Nelson kommen) – ich liebe Wortspiele -, und am Lächeln, das irgendwie hinter jeder Zeile steckt. Nicht selten verzieht sich das auch zu einem Grinsen: Es gibt einiges an Humor, der einen guten Kontrast zur thematischen Schwere bietet. Zum Teil fand ich ihn allerdings zu einfach, zu gewollt. (Ja, haha, ein erwachsener Mann/Geist trägt einen Bikini, lass uns zwei Seiten darüber kaputtlachen!!)
Fazit:
Das unglaubliche Leben des Wallace Price ist ein kurzweiliger Roman voll Tiefe, Leichtigkeit und Liebe. Wer über gefundene Familie, alltägliche und universale Fragen lesen will, und dabei nichts gegen ein wenig Kitsch hat, dem kann ich ihn auf jeden Fall empfehlen.
Prinz Friedrich von Homburg by Heinrich von Kleist

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3.75

Da Nationalismus und Militarismus hier naturgemäß eine prominente Rolle spielen, war die Handlung nicht ganz meins. Der Zeit und vor allem der Interpretationsfähigkeit der Geschehnisse wegen, besonders aber aufgrund des genialen kleistschen Schreibstils, hat mich Prinz Friedrich von Homburg doch sehr überzeugt.  
H.C. Andersen Märchen by Hans Christian Andersen

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  • Diverse cast of characters? It's complicated
  • Flaws of characters a main focus? Yes

4.25

Sind das Kindermärchen? Durchaus. Habe ich diese Sammlung trotzdem sehr geliebt, und hat mich Andersens ebenso poetischer wie humorvoller und kindlich-kluger Schreibstil dennoch berührt und unterhalten? Durchaus. Klar, mache Märchen waren mehr Meins wie andere, was auch mit den zum Teil schwierigen moralischen Aussagen zusammenhängt. Alles in allem sind diese Geschichten aber einfach schöne Metaphern, und haben meistens auch eine liebe Message, liebe Figuren, selbstbewusste Mistkäfer und dichtbegeisterte Heinzelmännchen.